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015.1 Enthüllungen

  Durch die Ereignisse der letzten Nacht würde kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. Nun ging die Sonne auf und ein neuer Morgen d?mmerte nicht nur hier in Meglarsbruck, sondern im ganzen Reich. Wenzel sa? oben am h?chsten Punkt des alten Kaiserpalastes, um sich deren Aufgang anzusehen. Ein ordentlicher Windsto? wirbelte seine Haare durcheinander, als er auf diese Weise auf den Horizont hinausblickte. Er schaute hinunter und sah, dass die Sonnenstrahlen die niedrigeren Geb?ude noch nicht erreicht hatten. Auch sah er das gesch?ftige Treiben in der Stadt. Vor allem die Soldaten der Revolution?re waren zu sehen, die jetzt die breiten Alleen der Stadt entlangmarschierten und, die Interessierte und Schaulustige fernhielten oder gar in ihre H?user trieben und andere wiederum aus diesen herausholten. Augusts Befehle waren im vollen Gange umgesetzt zu werden. Es war viel los. Kaum etwas davon k?nnte man als ?nett“ bezeichnen. In einem der ?u?eren Bezirke der Stadt sah er, wie die Gefallenen auf einen Haufen getürmt wurden. Er schaute dann lieber woanders hin. Er mochte Gewalt nicht, war sich aber vollkommen bewusst, dass dies die Situation war, in der sie zu erwarten war, ja sogar logisch und natürlich war. Wenzel verstand, dass die Welt kein ?netter“ Ort war, doch würde er dennoch bevorzugen, an die Dinge mit Menschlichkeit und Verst?ndnis heranzugehen. Ebenso war es aber klar, dass eine solche L?sung hier nicht mehr m?glich war. Nur Gewalt konnte das Volk Ordaniens von noch mehr Gewalt retten.

  Das Geb?ude, auf dem er stand, war riesig. Wenzel sprang von Spitze des Türmchens herab, auf dem er stand und landete auf der Oberfl?che der gro?en Hauptkuppel des Palastes. Der Bau hatte mehrere Flügel und Trakte. Von hier aus sah er vier kleinere Kuppeln, die ihn umgaben. Er entschied sich, dass er genug gesehen hatte und flog an der Vorderseite hinunter. Er landete auf einer Laterne vor dem Haupteingang. Die Wachen, die davor postiert waren, blickten auf Wenzel hinauf. Er winkte ihnen zu, woraufhin diese salutierten. Ihn irritierte dies ungemein. Der Bursche konnte es nicht ertragen besonders behandelt zu werden. Alles, was er immer wollte, war von anderen ?normal“ behandelt zu werden. Er flog zu diesen hinab und sagte ihnen: ?Lasst es, okay?“ Das hatte zwar den gewünschten Effekt, ?nderte im Wesentlichen aber gar nichts. Er machte sich wieder auf den Weg hinein.

  Auf seiner Wanderung durch die weiten Hallen der Melgarionen blickte er sich um. Edelst verzierte W?nde und S?ulen aus teuersten Materialien waren zu sehen und an den Decken waren überall Fresken, die verschiedene Szenen aus dem Testament abbildeten. Nicht, dass ihn das allzu sehr im Detail interessierte, aber der Prunk hinterlie? schon einen gewaltigen Eindruck. Durch die G?nge sah er immer wieder Soldaten mit Leuten, die sie festgenommen hatten, stampfen. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Dann ersp?hte er aber, wie ihn Brahm und Ferenc aus einem der riesigen Schreibzimmer oder Büro oder wofür auch immer der Raum benutzt wurde, zu sich winkten. Er ging zu diesen hinüber. Als er n?her kam, bemerkte er, dass diese jeweils eine Weinflasche in ihren H?nden hielten. Sie tranken direkt daraus, ohne ein Glas zu benutzen. Offenbar hatten sie diese unter all den anderen luxuri?sen Dingen hier gefunden, von denen viele nun überall verstreut lagen, da die M?nner die K?sten und Regale hier durchwühlt hatten.

  ?Hey, Wenzel! Willst du auch was? Heute ist sicher Grund zu feiern! Hier!“, sprach Brahm und hielt ihm seine Flasche hin. ?Auwei!“, dachte sich der Zauberer da nur. Er antwortete aber auf h?fliche Weise: ?Nein, danke! Passt schon!“ Sein Leibw?chter zuckte mit den Schultern und nahm selbst einen weiteren schluck von dem Ding. Wenzel hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte. Er kannte Brahm ja schon. So war er eben. Gleichzeitig hatte er auch noch nicht viel getrunken. Die Flasche war eindeutig erst angefangen und seine beiden Freunde waren sicher noch nicht betrunken. Ferenc und Brahm lehnten sich in den verschn?rkelten und gepolsterten Sesseln der Obrigkeiten, die sie sonst diese sonst benutzen, zurück. ?Die meisten der Soldaten unserer Feinde sind einfach geflohen. Kannst du dir das vorstellen? Haha! Das haben diese Tyrannen davon, dass sie so viele Leute wider ihrem Willen in den Milit?rdienst zwingen!“, führte Brahm voll Freude aus. ?Was zum Geier macht ihr zwei da?“, kam es aber pl?tzlich von einer strengen Stimme hinter ihnen. Der Bursche erschrak kurz und drehte sich um. Es ein General, der nun vor ihm stand und der seine beiden Freunde zusammenstutzte. Wenzel konnte sich aber nicht an seinen Namen erinnern. Dieser sprach: ?W?hrend alle anderen hier die wichtigen Arbeiten erledigen, betrinkt ihr euch hier! Sch?mt euch!“ Dann wandte er sich an Wenzel: ?Eure H…..Wenzel, ich m?chte Sie darauf hinweisen, dass Sie Ihre Untergebenen, bitte, unter Kontrolle halten. Die einzige Aufgabe der beiden ist es momentan sie zu beschützen. Glauben Sie wirklich, dass sie dies in berauschtem Zustand tun k?nnen?“ Der Junge musste ihm da recht geben.

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  ?Ach, komm schon! Ich übertreib’s eh nicht“, meinte Brahm. Nach kurzem Z?gern drehte sich Wenzel aber zu den Zweien um und sagte: ?Ich glaube, er hat recht. Bitte, lasst das mit dem Trinken lieber.“ Leicht angeschnauzt stellten sie dann die Flaschen weg und sagte nichts mehr. Der General musste da kurz lachen und ging wieder seinen Aufgaben nach. Unser Magier wollte dies auch tun. Er lie? die beiden im Zimmer zurück und begab sich in die Richtung von einem der R?ume, in die die Gefangenen gebracht wurden. Als er sich einem ann?herte, konnte er dann die Stimme Augusts vernehmen, der zu diesen Leuten sprach. Er kam weiter heran und konnte einige Reiche sahen, die teure Gew?nder trugen, aber auch ihre Gliedma?en gefesselt hatten. Als er den Stabschef vor diese treten sah, wich er zur Seit aus, um nicht von diesem gesehen zu werden. Er wollte ihn unbemerkt belauschen, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie August wirklich war. Und er würde nicht entt?uscht werden!

  ?Wisst ihr noch, wer ich bin?“, fragte August ein Paar. Zuerst kam gar keine Antwort, dann folgte nach langem überlegen aber ein ?Nein“ aus ihren Mündern. ?Ich wei? aber noch ganz genau, wer ihr seid, Alfred und Bothilde! Ihr werdet euch schon noch an mich erinnern, glaubt es mir!“ Der Erkorene konnte dann h?ren, wie jemand getreten wurde. ?Vogt ist mein Familienname und im Gegensatz zu vielen anderen von den M?rtyrern habe ich meinen nicht abgelegt oder meine Vergangenheit vergessen. Nein, was passiert ist werde ich nie vergessen!“ Mit sehr leiser Stimme kam es dann von dem Befragten: ?August?“ – ?Gut, sehr gut! Du hast es erfasst.“ – ?Willst du, dass ich mich bei dir entschuldige?“ – ?Nein, du wei?t genauso gut, wie ich, dass das die Dinge nicht ungeschehen machen kann.“ – ?Was willst du dann von mir?“ In dem Moment lie? August ein geradezu diabolisches Lachen aus. ?Von dir? Von dir will ich gar nichts. Ich wollte euch nur daran erinnert haben, warum die Dinge nun so kommen werden, wie sie kommen.“ Diesmal antwortete seine Frau: ?Was? Du wei?t ganz genau, dass das alles nicht pers?nlich war! Du wei?t, wie Politik abl?uft!“ Der Stabschef hielt kurz inne, erwiderte aber schlie?lich: ?Ihr seid alle nichts als Schweine! Und wir wissen ja alle, was man mit Schweinen macht.“ Dann ging er aus dem Zimmer. Wenzel war sprachlos. Der Teufel im Inneren Augusts war offenbar erwacht.

  Gleichzeitig mit seinem Verlassen des Raumes bewegte sich der Magier hinter einer S?ule mit ihm mit, um au?erhalb seines Sichtfeldes zu bleiben. Dann wartete er noch bis August weg war. Bevor er aber etwas anderes tun konnte, klopfte ihm jemand auf die Schulter und Wenzel schrak furchtbar auf. ?Kein Grund zur Panik! Bin nur ich“, versuchte Brahm ihn zu beruhigen. Er und Ferenc hatten ihn gesucht, nachdem er sich einfach so aus dem Staub gemacht hatte. Diesbezüglich belehrte er Wenzel jetzt. ?Du solltest nicht einfach weggehen, ohne uns was zu sagen, vor allem in der jetzigen Situation Wir sind hier, um dich zu beschützen.“ – ?Ja, da hast du recht“, musste der Bursche eingestehen. Das, was er soeben von August gesehen hatte, konnte und wollte er aber nicht für sich behalten. Er setzte sich dann mit den beiden zusammen und erz?hlte ihnen, was er August sagen geh?rt hatte. Die zwei h?rten ihm interessiert zu. ?Ich verstehe deine Sorge, Wenzel, aber du musst die Sache doch auch verstehen. Wir alle haben gro?es Unrecht erfahren, das ist der Grund, warum die meisten von uns überhaupt der Organisation beigetreten sind“, erkl?rte ihm Brahm.

  Wenzel entgegnete: ?Das versteh ich schon, doch sollten wir nicht genauso b?se werden, wie diejenigen, die wir bek?mpfen.“ Sein Leibw?chter starrte einen Moment geistesabwesend durch ihn hindurch, stimmte ihm dann aber zu. Ferenc erg?nzte: ?Unser Kaiser hat ein gutes Herz. Viel zu gut, für eine knallharte Welt.“ – ?Ich bin noch nicht Kaiser“, verwies ihn da Wenzel. ?Okay, offiziell noch nicht…“ Der Gedanke machte den jungen Mann etwas Bange, weshalb er ihn einstweilen in einer der hinteren Laden seines Hinterstübchens abordnete. ?Vielleicht solltest du mit August darüber reden. Er hat sicher nicht vor ALLE zu eliminieren, nur die besonders wichtigen Lakaien des Feindes und diejenigen, die sich weigern die Seiten zu wechseln.“ Der Bursche stimmte ihm zu und ging los, um August aufzusuchen.

  Als er ihn dann fand, packte ihn aber die Furcht und Ungewissheit. Was sollte er sagen? Wie konnte er argumentieren? Er musste ja auch aufpassen, nicht zu enthüllen, dass er ihn belauscht hatte. Er hatte definitiv ein Problem mit Massenhinrichtungen von Regimegetreuen. Wie sollte er aber an die Sache herangehen? Er stellte sich zu August hin, wollte etwas ?u?ern, aber keine Worte verlie?en seinen Mund. Als August sich zu ihm umdrehte, sank der Erkorene einfach in sich zusammen. Er war zu feige. Sie standen nun in der gro?en Empfangshalle und ein paar Soldaten brachten die n?chsten Gefangenen herbei. Die Personen, die Wenzel nun darunter erblickte, würden ihm einen Schock verpassen!

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